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Tag : fiston-mwanza

¿Comment! – Performance mit Fiston Mwanza Mujila am 25.11.

27. November 2014 Keine Kommentare Gallery

 

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Fotos: gezett.de

von Svenja Macht

Tags: comment, Fiston Mwanza, Fiston Mwanza Mujila, Jörg Albrecht, Lettrétage, Performance, Schüler
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Foto: gezett.de

Live-Blog IV (cvb) / Performance Fiston Mwanza Mujila

25. November 2014 Keine Kommentare Article
Foto: gezett.de

Foto: gezett.de

 

20:17: Schüler: “Nous trouvons très cool que vous nous répondez!” Fiston: “C’est normal” Fiston hätte eigentlich für seine häufigen Antworten bei Comment?! einen Preis gewinnen müssen. :-) Auf jede/n Schüler/in ist er eingegangen.

 

20:21: Vulkanausbruch im Video. Und im Gang, der zum Nebenzimmer führt, blitzen Lichter. Ah! Fiston war im Nebenraum. Und hat alles live aufgenommen.

“Sagen wir Au revoir zu den Räumen und den Zeiten, an denen wir hängen. Hier im Hinterhof eröffnen wir ein Hinterland, hin- und hergerissen, kreuz und quer veteilt, aber nicht mehr im Hintertreffen der globalen Kräfte. – Bouchez-vous les oreilles! – Macht ruhig. Wird euch nix nützen.”

 

20:23: Er bekommt viel Applaus. Witzig, dass sich rd schon letzten Donnerstag gefragt hat, was im Nebenraum passiert. Diesmal ist dort ganz viel geschehen.

 

20:26: Fragerunde. Fiston antwortet auf Deutsch. Aber nicht auf die erste Frage. Er freut sich auf jeden Fall, hier mitgemacht zu haben.

“Kotzen ist sehr musikalisch”

von Corinna Bodisco

 

Tags: commentaire, Fiston Mwanza, Jörg Albrecht, Lettrétage, Monolog eines Verdammten, Performance
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Fiston3

“der Moment, in dem der Ansturm am stärksten” / Live-Blog zu Fiston Mwanza Mujila [track 03 rd]

25. November 2014 Keine Kommentare Article

Foto:© gezett.de

die bahn fährt vorbei, ich nehme die nächste. muss noch ticket kaufen, bis sich türen öffnen, gelbes vom rest trennt, schließen. da wälzt sich in all seiner maßgeblichkeit jemand neben mir auf dem steig, hunde bellen, verbeißen sich dann. “wie schreibt man an dem text, der man ist, und wer schreibt alles mit”, sagt tom, “wie oft muss etwas gesagt werden, damit es ein gedicht wird.” fmm reduziert auf kopf, etwas oberkörper, glitzerndes lametta in silber dahinter, mikro. “es ist immer auch eine kolonialisierte welt“, also stelle ich mir fragen, die damit einhergehen. die bahn fährt ein, hält, statisten steigen aus, ich steige ein, warte, bis die fahrt weitergeht. nur fmm zu hören. ich hätte gerne eines dieser kissen.

von Richard Duraj

Tags: comment, Fiston Mwanza, Jörg Albrecht, Lettrétage, Performance
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25.11. Performance mit Fiston Mwanza Mujila, kuratiert von Jörg Albrecht

22. November 2014 Keine Kommentare Article

Dienstag, 25. November 2014, 19:00 Uhr, Eintritt frei

¿Comment! – Performance mit Fiston Mwanza Mujila,

kuratiert von Jörg Albrecht

Prosa und Lyrik des kongolesischen Autors und Kommentare seiner Leser, darunter Gernot Krämer und Schüler des Friedrich-Engels Gymnasiums, des Hildegard-Wegschneider Gymnasiums und des Eckener Gymnasiums

Zweisprachige Lesung (deutsch/französisch)

Die Lettrétage dankt den Förderern und Partnern!

Lettrétage, Mehringdamm 61, Nähe U7/U6 Mehringdamm

 

fiston mwanza_(c) Gäel Turine4

fiston mwanza_(c) Gäel Turine4

 

Fiston Mwanza Mujila, 1981 in Lubumbashi (Demokratische Republik Kongo) geboren, studierte Literatur und Humanwissenschaften. Derzeit promoviert er über afrikanische Literatur an der Grazer Romanistik. Fiston Mwanza Mujila schreibt Gedichte und Kurzgeschichten, seit kurzem auch für das Theater; seit einigen Jahren nimmt er an vielen literarischen Veranstaltungen im Kongo und im (europäischen) Ausland teil.

Veröffentlicht wurden seine Gedichte und Texte in Frankreich, Belgien, Deutschland, Österreich, Rumänien, und der Ukraine.

 

 

 

foto_jorg albrecht 

Jörg Albrecht wurde 1981 in Bonn geboren und wuchs in Dortmund auf, heute lebt er in Berlin. Er studierte von 2001 bis 2006 Komparatistik, Germanistik und Geschichte in Bochum und Wien. Albrecht schreibt Prosa/Romane, Theatertexte, Hörspiele und Essays; seine Foto- und Videoarbeiten und Performances beschäftigen sich als intermediale Serien mit Machtkonstellationen.

Seine literarischen Arbeiten zu Themen wie Überwachung, Prekarisierung und Queerness wurden als Rückkehr des Diskursiven und Politischen in die Literatur der jüngeren deutschen Generation gewertet.

Website von Jörg Albrecht

 

Kuratorisches Statement:

Ich lernte Fiston Mwanza Mujila an einem Septemberabend des Jahres 2010 in Graz kennen, als er mir, wie es Brauch ist, das Zepter des Grazer Stadtschreibers übergab, dessen Amt er in den zuvorliegenden zwölf Monaten innegehabt hatte, und das er mir nun weiterreichte, und zwar mit der Bemerkung, seine Großmutter daheim, in der Demokratischen Republik Kongo, hätte ihm am Telefon gesagt, daß es sich für so ein Ereignis gehöre, ein großes Geschenk zu machen, sogar ein bestimmtes, ja, es könne bei diesem Anlaß eigentlich nur eines sein: eine Ziege. Obwohl die in den Rosengarten oben auf dem Grazer Schloßberg, wo der Stadtschreiber seine Wohnung hat, perfekt gepaßt hätte, schenkte Fiston mir lieber eine kleine, aus Holz geschnitzte Ziege, die oben auf dem Berg ins Regal paßte, neben die paar Bücher, die ich für das Jahr mitgebracht hatte, das ich nun dort verbringen würde.

 

Und dann, an ebenjenem Abend, hörte ich Fiston zum ersten Mal singen. Ja. Denn er liest nicht einfach. Er singt und schreit, rappt und wütet, er spielt seine Texte, als wären sie eine Partitur, oder vielleicht stimmt das nicht, vielmehr stellt er sich hin und läßt sich spielen, als wäre er selbst diese groß angelegte Symphonie, in der die Instrumente die Steine auf der Straße sind, der Staub, das Wellblech, die weggeschnippte Kippe, der Speichel, das Klatschen einer Ohrfeige, das Knistern der Haare eines Schnurrbarts, drei Jeeps, die durch Schlaglöcher fahren, drei Kinderstimmen, die sich streiten, drei Kofferradios, aus denen ein Jazz-Stück dringt, aber nicht ganz durchdringt – eine Symphonie, die immer wieder anders gespielt werden muß, bis sie am Ende ist, und das Ende ist der Anfang, und „au commencement était la pierre et la pierre provoqua la possession et la possession la ruée“.

 

Fiston Mwanza Mujila schreibt über das Ohr, für das Ohr. Er wollte Saxophonist werden, doch nirgendwo in seiner Heimat hätte er das lernen können, also blieben ihm die Worte. Er schreibt Gedichte. Er schreibt Prosatexte, unter anderem den Roman Tram 83. Und er schreibt auch Texte für die Bühne, in denen zum Beispiel Marxismus und Religion aufeinanderclashen und auf die treffen, die ihnen zum Opfer fielen, und die aus dem Jenseits ihre Kämpfe weiterkämpfen.

 

Überhaupt ist die Welt, die Fiston beschreibt, eine gewaltvolle. Die Gewalt steckt dabei in der Sprache, mit der die Dinge beschrieben werden, in der Brutalität verschiedener Stimmen, die drohen und fluchen und wüten und einander durchkreuzen und anheizen. Es ist immer auch eine kolonialisierte Welt, die sich nicht ändern wird, allein, weil es die Körper sind, die versklavt wurden und werden, und weil am Anfang von allem immer die Verteilung von Besitz steht, und der Besitz löst einen Ansturm aus auf die Teile der Welt, die besitzen. 

 

Was hoffen läßt, ist der Moment, in dem der Ansturm am stärksten ist, und in dem Fistons Sprache in etwas durchbricht, das jenseits dieser brutalen Einzelkämpfe liegt. Dann auf einmal ist da etwas jenseits der Tragödie, die uns teilt. Eine Zärtlichkeit, die uns die Tragödie teilen läßt. Und das dort, wo Sprache und Körper auseinanderfallen und so endlich wieder miteinander sind.

 

Zur Performance
Sagen wir Au revoir zu den Räumen und den Zeiten, an denen wir hängen. Hier im Hinterhof eröffnen wir ein Hinterland, hin- und hergerissen, kreuz und quer veteilt, aber nicht mehr im Hintertreffen der globalen Kräfte. – Bouchez-vous les oreilles! – Macht ruhig. Wird euch nix nützen.
Texte (frz./dt.) von Fiston Mwanza Mujila

Kommentare zu den Texten Fiston Mwanza Mujilas

 

von Katharina Deloglu

 

 

 

Lesung Fiston Mwanza Mujila: Monologue d`un damnè

Tags: comment, Fiston Mwanza, Fiston Mwanza Mujila, Gedicht, Jörg Albrecht, Lettrétage, Monolog eines Verdammten, Monologue d'un dammne, Performance, Tram 83
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TheGardenofEarthlyDelights_Bosch

ALLE UNTERWEGS INS NIRGENDWO Sandra Gugic zu Tram 83 III

6. November 2014 Keine Kommentare Article

ALLE UNTERWEGS INS NIRGENDWO*

//*Zitat aus TRAM 83

Zum Romanauszug TRAM 83 von Fiston Mwanza Mujila

von Sandra Gugic

 

Die Lektüre von TRAM 83 lässt mich auch an Elfriede Jelinek denken, eine Meisterin des Sprachturmbaus, an ihre Theatertexte Bambiland und Babel. Auch Fiston Mwanza Mujilas Text ist im besten Sinne pathetisch, ebenso trivial und schamlos wie poetisch, die Motive sind genau gesetzt, Sprachflächen durchsetzen die vordergründige Handlung und die Dialoge zwischen Lucien und Requiem, die einzelnen Komponenten sind die Fäden, die den Sprachteppich bilden.

Wir sind Verlierer, die Götter haben uns verlassen, die Kriegsheimkehrer sind heimatlos und die Daheimgebliebenen orientierungslos.

// Christoph Schlingensief über Jelineks Bambiland   

 

Der Blick des Autors streift die Frauen im TRAM 83, die sich Lucien und Requiem anbieten, die Küken und Mutter-Mädchen, die Schönheiten wie auch die Alten und Hässlichen die sich allesamt ihren „Fettsteiß“ anzüchten, sich dabei mit Pillen und Schweinefutter behelfen, um einen grotesk aufgeblasenen brasilianischen Po* zu bekommen.

*Apropos, wer hierzu ein grotesk sexistisches Musikvideo sehen will, das mir in diesem Zusammenhang spontan einfällt, bitteschön, am besten Augen zu und durch // Nicki Minaj, Anaconda, 2014 > http://vimeo.com/103875158

 

Das TRAM 83 ist eine ebenso groteske Comicwelt, die ein Rauschen erzeugt, ein Rauschen aus Menschenlärm und Jazz. In einer Passage heißt es:

Jazz ist ein Zeichen von Noblesse, die Musik der Reichen und Neureichen, der Schöpfer dieser schönen kaputten Welt. (…) Vor allen Dingen ist Jazz ein abschüssiges Terrain, eine Felswand, die nur erklimmen kann, wer seine Ursprünge, seine Geschichte, seine wichtigsten Vertreter kennt … Jazz  ist längst nicht mehr Sache der Neger (…) Jazz ist der Hebel, dessen sich der ganze Abschaum des TRAM 83 bedient, um die Gesellschaftsschicht zu wechseln wie die U-Bahn.

 

Lucien, der Schriftsteller, zieht immer wieder sein Notizbuch aus der Tasche um diese Welt zu dokumentieren, eine Spiegelfigur des Erzählers oder sogar des Autors. Lucien schreibt an einer Stelle:

Dies ist keine Bar. Wo werden sie sich abreagieren, wenn es keine Frauen mehr zur Erfüllung ihrer Fantasien gibt? (…)

 

Und Lucien hat Recht, das TRAM 83 ist keine gewöhnliche Bar, es ist ein Polyptychon, der an Bilder wie den Garten der Lüste von Hieronymus Bosch erinnert. Trotz der starken Dynamik herrscht eine Verfallsstimmung, eine Endzeitstimmung vor.

 

TheGardenofEarthlyDelights_Bosch 

 

Ebenso wie man sich in der Betrachtung den einzelnen Motive und Details des Garten der Lüste verlieren kann, ist TRAM 83 vielschichtig und sogar unterhaltsam, was – wie Umberto Eco in seiner Nachschrift zum „Namen der Rose“ schreibt – nicht bedeutet, dass ein Text uns, den Leser, besänftigen oder in angenehme und versöhnliche Bilder hüllen muss, sondern er darf uns wachrütteln: mit Alpträumen und Obsessionen.

 

Städte herrschen über die Erde. Von wenigen Metropolen aus wird die Welt regiert und das Schicksal der Menschheit entschieden. Sie sind Hoffnung und Zuflucht, Mittelpunkt des Lebens und zugleich der Versuchung und Gefahr.

// Überall ist Babylon, Wolf Schneider

Tags: Alle, commentaire, Fiston Mwanza, Fiston Mwanza Mujila, Lettrétage, Nirgendwo, Roman, Sandra Gugic, Tram 83, Vincent Message
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naked_lunch_Cronenberg

ALLE UNTERWEGS INS NIRGENDWO Sandra Gugic zu Tram 83 II

5. November 2014 Keine Kommentare Article

ALLE UNTERWEGS INS NIRGENDWO*

//*Zitat aus TRAM 83

Zum Romanauszug TRAM 83 von Fiston Mwanza Mujila

von Sandra Gugic

 

Das TRAM 83 ist eine Bar und das schwarze Herz einer Stadt, ein Sehnsuchtsort der Verlierer und Glücklosen, ein Ort der Unmöglichkeiten. Die ungeschriebene Regel des TRAM 83 könnte sein:

Nothing is true, everything is permitted.

Everything is true, nothing is permitted.

// William S. Burroughs

 

Der Autor lässt seinen Blick über die Gestalten im Inneren des TRAM 83 schweifen, über Touristen, Prostituierte, Söldner, Diebe, Agenten, Kindersoldaten, Halbwelt und „normale Welt“ treffen aufeinander. In einer nicht endend wollenden Aufzählung rollt der Autor Daseinssplitter und Fragmente wüster Lebensgeschichten vor uns aus. Und hier sind wir jetzt, mitten im Geschehen mit Lucien und Requiem.

 

TRAM 83 ist ein Text voller Wut und Dringlichkeit, in rhythmisch-musikalischer Sprache zieht er uns mit sich, ein Bewusstseinsstrom, der unter dem Text fließt, ähnlich dem eines William S. Burroughs, das TRAM 83 könnte ebenso in Burroughs Interzone liegen.

 

In the City Market is the Meet Café. Followers of obsolete, unthinkable trades doodling in Etruscan, addicts of drugs not yet synthesized, pushers of souped-up harmine, junk reduced to pure habit offering precarious vegetable serenity, liquids to induce Latah, Tithonian longevity serums, black marketeers of World War III, excusers of telepathic sensitivity, osteopaths of the spirit, investigators of infractions denounced by bland paranoid chess players, servers of fragmentary warrants taken down in hebephrenic shorthand charging unspeakable mutilations of the spirit, bureaucrats of spectral departments, officials of unconstituted police states, a Lesbian dwarf who has perfected operation Bang-utot, the lung erection that strangles a sleeping enemy, sellers of orgone tanks and relaxing machines, brokers of exquisite dreams and memories tested on the sensitized cells of junk sickness and bartered for raw materials of the will, doctors skilled in the treatment of diseases dormant in the black dust of ruined cities, gathering virulence in the white blood of eyeless worms feeling slowly to the surface and the human host, maladies of the ocean floor and the stratosphere, maladies of the laboratory and atomic war… A place where the unknown past and the emergent future meet in a vibrating soundless hum… Larval entities waiting for a Live One…”

// William S. Burroughs, Naked Lunch

 

Die Bilder aus Fiston Mwanza Mujilas Erzählkosmos würden sich auch in jene, die David Cronenberg in seiner Naked Lunch-Verfilmung von 1991 findet, gut einfügen.

 

naked_lunch_Cronenberg

 

LINKS >

New Writing Machine > http://www.youtube.com/watch?v=sRzpG59MKWo

The talking asshole > http://www.youtube.com/watch?v=uiWIjWh3MNA

Tags: Fiston Mwanza, Fiston Mwanza Mujila, Nirgendwo, Roman, Sandra Gugic, Tram 83
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© Edward Burtynsky

Thomas Köck zu Fiston Mwanza Mujila, Tram 83

4. November 2014 Keine Kommentare Article
© Edward Burtynsky

© Edward Burtynsky

und irgendwann ist mir passiert, was mir meistens passiert, wie man vielleicht bemerken kann, ich schweife ab so dann und wann, und denke über etwas ganz anderes nach. über mein eigenes lesen zum beispiel. ich lese parasitär. weil ich immer schon mitschreibe, aus angst, dass ich nicht mehr kommuniziere, glaube ich. ich sehe ob ich mich einklinken kann in eine sprache, eine sicht, eine welt, einen ort, vor allem wahrscheinlich in die sprache, und wenn, dann beute ich diese sprache aus, gnadenlos, ich glaube aus einer ikonoklastischen überzeugung heraus, um mich vor dieser sprache irgendwie zu schützen, um sie zu entwerten auch, das ist ein recht gewaltvoller vorgang stelle ich gerade fest.

 

ikonoklasmus der sprache – kein auslöschen, verbrennen, durchstreichen eher eine imitation einer sprache. sie von ihrem hohen ton herabreißen. sie dadurch verspotten. sie noch viel lauter sprechen lassen.

 

Au moindre saxophone, le grand déguisement.

ich fange an in dieser sprache zu denken und in dieser sprache dann auch eine weile zu schreiben, es ist wie ein rhythmus, der sich über alles drüberlegt, wie ein lieblingsalbum, das man ein jahr lang rauf und runter und dann gehts plötzlich nicht mehr und man weiß gar nicht, ich weiß gar nicht, warum, bis ich etwas anderes zu lesen bekomme und dann die sprache wechsle, andere klangfarben schätze, bis ich sie nicht mehr aushalte, und weil ich recht viel gleichzeitig lese meistens und sachen auch oft nicht zu ende, wodurch ich dann nie wirklich verstehe, worauf eine sprache hinausläuft, vermischen sich die sprachen oft recht wirr und ich versuche dann eher zu vermitteln zwischen ihnen, zwischen den verschiedenen kontinenten dieser unzähligen sprachen. und überlege mir dann immer, wer da jetzt eigentlich genau, also welcher ton, welches instrument, welche geschichte, welche färbung, welcher hintergrund, welche melodie und wie man das mit dem übrigen ensemble zusammenpacken kann.

ich lese tram 83 mittlerweile auf französisch

wie ein beatnik gedicht

Il avait suffisamment
analysé la gamine
et l’avait même
imaginée
sur son grabat
malgré la pénombre.
Il l’attira contre son corps,
demanda son nom,
«appelle-moi Requiem»,
promena ses doigts
sur les mamelles
de la jeune créature,
une autre phrase:

«Tes cuisses, la prestance
d’une bouteille
de vodka …» avant de disparaître
dans la masse,
visqueuse,
glauque,
gluante,
lugubre…
…
Il fallait
une
consigne. Indiquer
un
lieu où ils pourraient causer à tête reposée.
La jeune femme insistant,
il soupira,
se mordit les
lèvres et balbutia:
«Rendez-vous au Tram 83».

unter uns: ich kann kaum französisch. trotzdem lese ich das französische original und versuche zu entziffern, was da gesagt wird.

ich lese einfach drüber weg, viel zu schnell und verstehe ein paar einzelne bruchstücke und und tue dann so als bräuchte ich nicht mehr:

La même légende, comme xx xxxx ne xxxxxxxx pas, prétendait que la construction xx xxxxxx xx xxx avait fait de xxxxxxx morts xxxxxxx aux maladies tropicales, aux xxxxxx techniques, aux xxxxxxxx conditions de travail xxxxxxx par l’administration coloniale, bref, on connaît le scénario.

manchmal verstehe ich alles, ohne zu wissen was da steht:

Nuit de la débauche, nuit de la beuverie, nuit de la mendicité, nuit de l’éjaculation précoce, nuit de la syphilis et autres maladies sexuellement transmissibles, nuit de la prostitution, nuit de la débrouille, nuit de la danse et de la danse, nuit qui engendre des choses qui n’existent qu’entre un excès de bière et l’intention de vider sa poche qui exhale les minerais de sang, cette bouse juchée au rang des matières premières, au commencement était la pierre…

© Bluegrass Dive Club

© Bluegrass Dive Club

ständig ändert sich die zeit

beim lesen bin ich mir sicher, wir befinden uns in den fünfziger/sechziger jahren, kurz vor dem vermeintlichen ende des kolonialistischen zeitalters. schon nach dem ersten absatz bin ich mir sicher, ich bin nicht unter seemännern aber irgendwie in küstennähe, bei jean genet, ich bin kurz vor dem wechel zur postkolonialisierung, als die öffentliche haltung endlich umschlug und ein bewusstsein der ungerechtigkeit einsetzte. ich bin bei einer erschöpften, missbrauchten, ausgebeuteten natur, die nichts mehr hergibt und immer noch beackert wird. linien laufen ineinander zwischen beat poesie, ausbeutung, klimawandel und kolonialisierung und mir gefällt die darstellung von frauen nicht, das wollte ich gesagt haben, aber ich denke mir, das muss so sein, du hast sicher wieder etwas übersehen, da, schau einmal genau hin, du schaust in diese welt hinein nur durch einen menschen, der selbst überfordert ist, von zeit, raum und ort und seine überforderung versuchst du wieder runterzubrechen auf deine fiktion einer geregelten wahrnehmung, die du immer nur abends, zur post-bürgerlichen stunde im blauen flimmern am rechner zustandebringst, also irgendwie, glaube ich, dass ich mich wieder geirrt habe, wie ich immer vermute, beim lesen, dass ich mich irgendwo geirrt habe, irgendetwas überlesen habe, ich habe wieder nicht aufgepasst und irgendwas vergessen, wieder nicht genau genug gelesen, das wurde mir immer schon erklärt, dass ich recht schlampig lese, hieß es immer, ich lese schlampig, ich wusste nie so genau was das heißt, als kind hatte ich dann immer das gefühl, oder dann später auch immer noch als jugendlicher, wenn sich immer alles ändert, ständig ändert sich die zeit, auf jeden fall hatte ich immer das gefühl, dass ich schmutzig sei, weil ich schlampig lese, dass meine hände schlampig umblättern, ich habe irgendwie versucht zu verstehen, was schlampig lesen heißen kann, irgendwer wird mir gleich sagen, dass ich etwas übersehen habe, aber da steht doch, oder hier heißt es doch, und ich werde dann nachgegeben haben und werde die verknüpfung trotzdem gemacht haben.

ständig ändert sich der ort

eine klippe, die tram 83 ist nicht größer als ein tramwagen der wiener linien, aber darin spielen eine große jazz band, es tanzen mindestens hundert menschen, die bar alleine sprengt schon den tramwagen, es ist außerdem ein diner, aber ein fake, einer, der in frankreich steht, der an einer nebligen klippe mitten in zentralafrika steht, kein meer weit und breit aber eine klippe und viel nebel und ein wald und sonst ist da eigentlich nicht viel. es ist dunkel und ich bin mir sicher, dass ich wieder irgendwas vergessen habe, dass ich wieder irgendwas übersehen habe, ich gehe noch einmal zurück, nous marchions dans les ténèbres de l’histoire, sicher habe ich wieder irgendwas übersehen, irgendeinen hinweis, les jazzmen se retirèrent sur un morceau de Gillespie, A Night in Tunisia, irgendwo, ich gehe über die bar nochmal, höre nochmal genau hin, lasse mir noch einmal alles erzählen, ici, le Nouveau-Mexique, chacun pour soi, la merde pour tous, ich mache die tür der tram 83 auf und zu, quietscht sie? ist es eine einflügelige tür, zu einem wohnwagen, sieht jetzt von hier aus alles aus wie in einem david lynch film, blue velvet, hat die tür ein bulls eye? ist es eine metallene tür? ich sehe immer ein bulls eye, wenn ich tram 83 sage, dann nocheinmal das verbotsschild, nocheinmal die gespräche, die prostituierten im rentenalter, die pfingstkirchenpfarrer, die nachtklubärzte, die liebhaber von pornofilmen, un couple authentique, postcolonial, s’assit à côté d’eux, nocheinmal die hühnerhofphiliosophen, die organhändler, die soldaten-witwen, die siamesischen zwillinge schaue ich mir zweimal an, die wegelagerer, die aufständischen dissidenten, die altwarenhändler, die erzschürfer, die druiden oder schamanen, noch einmal die soldaten ohne gelegenheit zu vergewaltigen, noch einmal die gewohnheitstrinker und die minenarbeiter, die milizionäre und die marabus, noch einmal lasse ich sie zu wort kommen, weil ich mich verlaufen habe, ich dachte wir seien ganz woanders, in einer ganz anderen zeit, Monsieur est Belge?

© thomas köck

Tags: Bild, comment, Fiston Mwanza, Fiston Mwanza Mujila, Thomas Köck, Tram 83
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ALLE UNTERWEGS INS NIRGENDWO Sandra Gugic zu Tram 83 I

3. November 2014 Keine Kommentare Article

ALLE UNTERWEGS INS NIRGENDWO*

//*Zitat aus TRAM 83

Zum Romanauszug TRAM 83 von Fiston Mwanza Mujila

von Sandra Gugic

 

Schon das Intro von TRAM 83, führt uns, den Leser, mit großer Geste und ohne Scheu vor Pathos in ein dystopisches Babel:

  1. Im Anfang war der Stein und der Stein schuf den Besitz und der Besitz den Ansturm und der Ansturm den Zustrom von Menschen aller Rassen, die schlugen Bahntrassen in den Fels und erdachten eine Welt aus Palmwein und erfanden ein Regime inmitten von Minen und Markenartikeln.

 

Fiston Mwanza Mujila arbeitet stark mit Räumen, Bildern, mit Nicht-Orten.

Die Erzählung beginnt in einem nahezu unüberschaubaren, düster schillernden Makrokosmos, dem Transitraum des Bahnhofs Gare du Nord, an einem flirrenden, lärmenden Freitagabend, im Getose eines Menschenorchesters. Passanten eilen vorbei, reisen ab, kommen an, verlieren sich im rumorenden Gedärm der Stadt, werden verdaut und ausgeschieden oder schon zuvor wieder zurück an ihren Ausgangsort gespuckt.

Am Gare du Nord wartet der Gauner Requiem, hier wollen sich die Jugendfreunde Lucien (ein Autor auf der Flucht) und Requiem nach zehn Jahren wiedertreffen.

Der wartende Requiem wird von einem Mädchen angesprochen und verabschiedet sie mit dem Satz „Wir sehen uns im TRAM 83“.

Dieser Satz erinnert mich an jenen, der im Film The Matrix den noch ahnungslosen Neo auf seine Heldenreise lockt „Follow the white rabbit“ http://www.youtube.com/watch?v=6IDT3MpSCKI

 

Mit dem Satz „Wir sehen uns im TRAM 83“, wird der nächste Erzählraum geöffnet, den wir betreten werden, nachdem sich Lucien und Requiem auf dem Bahnhof gefunden und zusammen auf den Weg gemacht haben.

Der Name Jacqueline wird genannt, und wird später noch einmal genannt werden, aber die Frage nach dem Wer? oder Warum? wird nicht beantwortet, die Klammer bleibt offen.

Stattdessen zoomt der Autor in den Mikrokosmos, ins Herz der Erzählung, ins TRAM 83, die Soul Kitchen der Verlorenen.

 

Well, the clock says: It’s time to close now / guess I’d better go now
/ I’d really like to stay here all night /

The cars crawl past all stuffed with eyes
/ Street lights share their hollow glow
/ Your brain seems bruised with numb surprise

Still one place to go
/ Still one place to go

Let me sleep all night in your soul kitchen
/ Warm my mind near your gentle stove
/ Turn me out and I’ll wander, baby
/ Stumblin’ in the neon groves

Well, your fingers weave quick minarets
/ Speak in secret alphabets
 / I light another cigarette

Learn to forget, learn to forget
Learn to forget, learn to forget

Let me sleep all night in your soul kitchen
/ Warm my mind near your gentle stove
/ Turn me out and I’ll wander, baby
/ Stumblin’ in the neon groves

Well, the clock says: It’s time to close now / 
I know I have to go now
/ I really want to stay here
/ All night, all night, all night

// Soul Kitchen, The Doors

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Thomas Köck: bohéme ghetto gouvernementalité tram 83 l‘arriere pays exil

3. November 2014 Keine Kommentare Article

bohéme ghetto gouvernementalité tram 83 l‘arriere pays exil
fußnoten zu tram83
 
exil de malestream
voix se brisa en split screen
jusqu’à la reine chaste brise envie

 
exil dans la tourmente
forfaits à Sodome
dans la situation qui me submerge
regardez-moi
je suis un homme pâle qui danse
je suis différent des autres
 
 
 
kurz hätte ich es fast wieder geglaubt, für einen moment war ich wieder davon überzeugt, dass eine gegenwelt möglich ist, dass es sie hier wird gegeben haben, dass sie begehbar ist, am ende der welt, mit dem gesicht zum meer und dem nackten arsch zur restlichen welt hin, ein l‘arrière-pays, ein hinterland voll von jazz, tanz, aussteigern, drogen, exzess und sex allüberall und vor allem für immer.
 
Ou musiciens par inadvertance ou prostituées du troisième âge ou prestidigitateurs ou pasteurs des églises de réveil ou étudiants aux allures de mécano ou médecins diagnostiquant dans les boîtes de nuit ou jeunes journalistes déjà à la retraite ou travestis ou bradeurs des chaussures de second pied ou amateurs de films pornos ou bandits de grand chemin ou proxénètes ou avocats radiés du barreau ou hommes à tout faire ou ex-transsexuels ou trafiquants d’armes ou pirates de mer ou demandeurs d’asile politique ou escrocs en bande organisée ou archéologues ou chasseurs de prime à la manque ou aventuriers des temps modernes ou explorateurs à la recherche d’une civilisation perdue
 
wenn man den begriff bohème durch die google bilder suche schickt, weiß man allerdings schnell wieder, die bohème ist recht weiß und eigentlich bieder. auf meinem rechner, hier in der volkswagen bibliothek in berlin charlottenburg, zeigt der erste hit eine junge frau mit einem unterlippenpiercing, ihr rücken der kamera zugekehrt, ihr mund offen, auf dem rechten schulterblatt ein tattoo, ein peacezeichen, sie sitzt auf einem jungen nackten mann, der auf dem boden liegt zwischen flur und badezimmer, er ist auch nackt und man kann davon ausgehen, dass sie gerade auf ihm reitet, wie man sagt, während er, mit dem kopf halb im badezimmer liegend, hinten sieht man noch die kloschüssel, von einer anderen nackten frau geküsst wird.
 
on top des bilds ein schriftzug, BOHÈME KIDS, und on bottom, die ankündigung DONNERSTAG. 15. DEZEMBER 2011. 23 UHR WAAGENBAU. MAX BRAUER ALLEE 204. HAMBURG.
 
 
 
“Oh, pretty personal”, meint sie erstaunt
Nein, es ist nicht grad ein Pamphlet
Sie sieht mich an und sagt:
“Du hast doch immer geglaubt,
Dass es um mehr als die eigenen paar problems geht.”
Ja, aber exakt genau, genau das ist der Punkt,
Dass all uns’re problems wie unsere ganz eigenen paar scheinen
Die ausstaffierten leeren Tage voller Inhalt, ohne Grund
Und die Stunden in den Zimmern,
In denen wir einsam jemand nachweinen
Weißt du, ich bin mir langsam sicher und das ist gar nicht personal,
Die kommende Gemeinschaft liegt hinter unseren Depressionen,
Denn was und wie man uns kaputt macht, ist auch etwas, das uns eint,
Es sind die Ränder einer Zone, die wir im Stillen alle bewohnen
Aber Achtung, Achtung, Achtung, vor der allzu schnellen Heilung,
Denn das, was uns zerstört, will uns gleich schon reparieren.
Unser Schmerz, der darf nicht abfallen,
Allein er fällt mit dieser Ordnung,
Die sich verschwört, uns aufzupäppeln, uns gesund zu amputieren
Und doch fallen wir immer wieder alle, alle darauf rein,
Auf die Pillen, auf den Doktor, auf die Klinik und die Liebe
Man ruft Geister hier ins Leben,
Die Lebendigen, die gräbt man ein
Und schimpft sie Terroristen, Deserteure, nichtsnutzige Tagediebe
Doch in den besetzten Zonen, in denen wir unser Leben fristen,
Werden die Giftler Partisanen, die Suizidanten Anarchisten
Siehst du nicht die fremden Mächte,
Die in deinem Körper thronen?
Was ist mit dir,
Mit deinem Ich, bekommt es nicht überall Risse?
Doch das ist gut so, denn du bist nichts, außer tausend von Versionen
Du bist wie, wann und wo in welcher Stimmung, welcher Kulisse
Wenn du unvermutet losheulst, kannst du spüren, dass was nicht stimmt
Doch zieh’ nicht die falsche Schlüsse,
Mach’ dir erstmal keine Sorgen, denn nicht du bist in der Krise, sondern die Form, die man dir aufzwingt,
Atomisierte Einsamkeiten im Westen, Osten, Süden, Norden
Bis zum Rand voll mit Strategien rennst du als Fremder durch die Welt,
Und dass du nichts dagegen tust,
Ist eine dieser Strategien
Du stammelst was von Pazifismus und lässt dich ficken für ein Handgeld…
Und du hast nicht einmal geschrien
Von mir aus sollen sie Bomben hintragen zu der grauslichen Bagage
Ich werd’ nicht daran denken, eine Träne zu zerdrücken,
Nicht für Angela und ganz sicher nicht für Nicolas
Ich werd’ viel eher in den Knast Bonbonniere schicken
Du siehst, im großen und ganzen ist alles beim alten,
Nur dass ich finde, es wird Zeit, einmal aufzuhören, gilt es doch–

 
 
 
wahrscheinlich ist bohème auch einfach nicht der richtige begriff, vielleicht ist der sogar zu sauber, vielleicht auch zu ausgebleicht. weichgewaschen. man sieht die selbstzerstörung, die einsamkeit, den zynismus nicht mehr, der dazu nötig ist, für eine radikal gesetzte gegenwelt, eine l‘arrière-pays die den nackten arsch zum himmel streckt. wahrscheinlich habe ich das wieder falsch gelesen, denke ich mir, thomas, du hast wieder alles ganz falsch gelesen, hast alles wieder nicht richtig verstanden, das steht doch da gar nicht, eine bohème, die tram 83, das ist doch ganz offensichtlich eher ein trauriger, unfreier ort, bohème ist doch ein lebensstil innerhalb eines weißen, bürgerlichen spektrums, die tram 83 ist doch als l‘arrière-pays eher eine soziale plastik der gouvernementalité. während ein armes land ausgebeutet und zerstört wird, feiern irgendwo am rand noch welche in den untergang hinein.
 
das ist doch ein ghetto. das ist doch ein installierter nicht-ort. keine bohème. das ist doch eine soziale installation der gouvernementalité. du mit deiner scheinromantisierten, entpolitisierten, konsumorientierten wahrnehmung in BERLIN NEUKÖLLN siehst schon wieder die bohéme wo andere groß ghetto draufschreiben. eigentlich will ich gar nichts sehen, denke ich mir dann, schicke den begriff ghetto durch die google bilder suche und bin wenig überrascht, weil das ghetto natürlich vor allem schwarz ist. das wollte ich jetzt auch nicht sehen eigentlich.
 
 
 
There are fewer more distressing sights than that
Of an Englishman in a baseball cap
And we’ll die in the class we were born
That’s a class of our own my love
A class of our own my love

 
 
 
man braucht eigene regeln. sagt auch foucault. und foucault hat viel gesagt, aber seltsamerweise wenig über ghettos.
 
in diesem sinne: vielleicht ist die bohéme des 21. jahrhunderts das ghetto. ich und fiston mwanza rufen es jetzt aus, wir pfropfen in der tram 83 der bohéme das ghetto auf. wer jetzt bohéme sagt, meint ghetto und umgekehrt, wer ghetto will muss bohéme, wer bohéme will, wird ghetto. wir möchten das ghetto erneut besetzen, neu besetzen, möchte sagen, ich bin ein bewohner des ghettos, mein slum spontaner herzlichkeit steht jeden tag jeder besucherin und jedem besucher offen, mein ghetto ist mein castle, mein ghetto, das ist zunächst, etwas das gewachsen ist, mein ghetto ist, was mich zieht, wiederholung als prinzip. vielleicht haben im ghetto auch die marginalisierten, die kleinen sprachen, wie deleuze sagt, eher platz. gerade im ghetto. wo sonst? das ghetto ist der keller der bohéme, wo die bohéme der bürgerliche alptraum war, ist das ghetto der neoliberale alptraum, der ort, wo all die fetischisierten überreste einer fortschrittsvergeilten wunderwelt aufschlagen und ihr ganz anderes markieren. der exzess. genau das, was der neoliberalismus vorgibt zu sein, die entgrenzung, was er aber nicht hinbekommt, weil er sonst sich selbst zerstören müsste. also entgrenzt er sich selbst bis an den rand der gesellschaft, drängt die gesellschaft zurück, über ihre grenzen hinaus, um sich selbst zu entgrenzen und dort draußen, an den rändern, den passagen, den zonen da ist dann das ghetto, mein ghetto ist mein bereich, denn ich bin nicht einer von euch.
das ghetto steht und fällt mit dem neoliberalismus. vielleicht also in 150 jahren: die neuerfindung des ghettos. ein neues l‘arriere pays. und vielleicht ist die tram 83 auch deshalb dort zu finden. nicht in den zentren, nicht in ihrer peripherie, sondern im totalen abseits.
 
ich denke jetzt an ein bild, dessen name mir nicht einfällt. eine alte kneipe in einer alten straßenbahn, verrostet, die irgendwie an der letzten klippe der welt steht, wo hunderte kilometer weit keine straßenbahn fährt. und keiner weiß, wie diese straßenbahn dorthin gekommen ist. es ist neblig, immer und dunkel, und rundherum nichts. klippen, ausgestorbene tierarten die durch den nebel schleichen und in der kneipe ein leuchten.
 
vielleicht ist das ghetto auch ständig bedroht, wie die bohéme zu ihrem verwaschenen anderen zu werden, zu einer neoliberalen enklave, so wie hier. gibt es eine neoliberale architektur? als bauweise – oder fällt das einfach unter den rettungsschirm: postmoderne. mit allen wucherungen, die dazugehören?
 
aber das ghetto weiß natürlich um die macht von exklusivität, es eignet sich die regeln der exklusivität an, es ist nicht einfach für alle zugänglich. es ist nicht die fiktion der freien welt, die mir der neoliberalismus ständig vorbetet.
 
Sur la devanture du Tram, un grand panneau : «Déconseillé aux pauvres, minables, incirconcis, historiens, archéologues, lâches, psychologues, radins, imbéciles, insolvables et vous autres qui avez la guigne d’avoir moins de quatorze ans, sans oublier les élus de la douzième maison, les creuseurs désargentés, les étudiants sadiques, les politiciens de la Deuxième République, les historiens, les donneurs de leçon, les mouchards…»
 
foucault wäre jetzt nicht reingekommen „Déconseillé aux archéologues, les historiens“ ich wahrscheinlich auch nicht, eigentlich keiner. die regeln werden im ghetto aufgestellt um gebrochen zu werden, um im riss etwas durchscheinen zu sehen, das bislang nicht gesehen wurde.
 
 
 
Livin’ off borrowed time, the clock tick faster
That’d be the hour they knock the slick blaster
Dick Dastardly and Muttley with sick laughter
A gun fight and they come to cut the mixmaster
I-C-E cold, nice to be old
Y2G steed twice to threefold
He sold scrolls, lo and behold
Know who’s the illest ever like the greatest story told
Keep your glory, gold and glitter
For have half of his niggaz’ll take him out the picture
The other half is rich and don’t mean shit-ta
Villain a mixture between both with a twist of liquor
Chase it with more beer, taste it like truth or dare
When he have the mic it’s like the place get like: ‘Ah yeah!’
It’s like they know what’s ’bout to happen
Just keep ya eye out, like ‘aye, aye captain’
Is he still a fly guy clappin’ if nobody ain’t hear it
And can they testify from inner spirit
In living, the true gods
Givin’ y’all nothing but the lick like two broads
Got more lyrics than the church got ‘Ooh Lords’
And he hold the mic and your attention like two swords
Or even one with two blades on it
Hey you, don’t touch the mic like it’s AIDS on it
It’s like the end to the means
Fucked type of message that sends to the fiends
That’s why he brings his own needles
And get more cheese than Doritos, Cheetos or Fritos..
Slip like Freudian
Your first and last step to playin’ yourself like accordion
When he had the mic you don’t go next
Leaving pussy cats like wild hoes need Kotex
Exercise index won’t need Boflex
And won’t take the one with no skinny legs like Joe Tex

 
und was für die bohéme der selbstmord, die selbstvernichtung, die körperliche und seelische zerstörung, das ist für das ghetto vielleicht das exil, die ortlosigkeit, die anonymität, das verschwinden.
 
 
 
mousse et tissu se casseront
quelle promesse armure de corps mal
murs l’europe vont tomber
au anémones et des coraux

 
différences répétées
pour asiles sans frontières
nous avons des cibles faciles
doux exil
 
© thomas köck

Tags: boheme, dmd kiu lidt, ecology, exil, exploitation, Fiston Mwanza, freejazz, ghetto, gouvernementalite, tram83, verschwinden
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Von Lotti und Lydia

29. Oktober 2014 Keine Kommentare Article

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Zu Fiston Mwanza Mujilas Gedicht Monologue d’un damné

Tags: Bild, Collage, commentaire, Fiston Mwanza, Fiston Mwanza Mujila, Le damne, Lettrétage, Monolog eines Verdammten, Monologue d'un dammne, Schüler
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gernot3

Gernot Krämer zur Übersetzung von Tram 83

29. Oktober 2014 Keine Kommentare Article

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Le-dégagement-dun-damné

Le dégangement d’une damné

29. Oktober 2014 Keine Kommentare Article

Le-dégagement-dun-damné

de Victoria Kämmer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Il poursuit son chemin

23. Oktober 2014 2 Kommentare Article

Le jeune homme va dans la rue. Il écoute de la musique mais son casque ne va pas. Donc la musique joue seulement à une côté de sa tête. Il passe la Gare du Nord. Quand il regarde la il voit tout d´un coup dans un sale coin un sale mec qui parle avec une femme surprenante propre pour ce milieu. Après quelques secondes il le reconnaît. Jadis c´était un ami de lui. Il s´appelle Réquiem et comme toujours il drague les prostitués. Il poursuit son chemin rapidement et espère qu´il ne l´a pas vu. Réquiem et il travaillions ensemble. A cette époque le jeune homme allait bien; il avait l´argent et sa grande amour, Madeleine elle s´appelait. Maintenant il n´a rien. Pour Madeleine il a renoncé le travail avec Réquiem, elle a dit que ce serait trop dangereux. Mais quand il lui voulait annoncer cela, c´était trop tard. Sa grande amour était déja perdu. Pour le désir de sa mère il a quand-même arrêter à trafiquer. Sans argent et sans la belle fille il n´a que des problèmes. Il se souhait à vomir ses problèmes, vomir son cœur, vomir sa faim et le plus urgent: vomir ses émotions. Et cettes émotions devenaient plus grave avec la musique qu´il écoutait. Le jazz, c´était l´amour-haine. Il le ne supporte pas, mais toutes les bonnes mémoires à son père et à son enfance sont rélié avec cette façon de la musique. Entre-temps il avait passé la gars. En pensant de la vie il chemine. Qu´est-ce que j´ai raté il se demande. Il n´y a pas une réponse, parce qu´il n´a rien raté. Sa famille avait seulement malchance. Après la mort du père ils n´avaient pas assez argent. Depuis sa vie a changé et est parti en succette, mais pour le vœu de sa mère il fait ses études et vit comme un ado normal. Et pour cela  sa mère l´aime. Et avec l´amour de sa maman il poursuit son chemin. Son chemin pur et rangé…

 

von mecespagnol

Tags: commentaire, Fiston Mwanza, Fiston Mwanza Mujila, Lettrétage, Lucien, Requiem, Roman, Schüler, Tram 83
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gernot1

Gernot Krämer zur Übersetzung von Tram 83

21. Oktober 2014 Keine Kommentare Article

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du damné

16. Oktober 2014 Keine Kommentare Article

Le damné est un person masculin et il a vingt ans. Il s’appelle Max. Son école est été en France à Paris.

Aussi il a deux frères et un souer. Autrefois ils ont habités à Paris, mais maintenant Max habite au Bordeaux aves ses enfants.

Il travail sur un bateau et aimer son travail, ses expériences à l’Afrique aide lui pour travailer et aider les personnes pouvre.

Ses amis aiment son caractéristiques et ses émotions, parce qu’il dit, qu’il pense. Son hobby est tennis est la danse et  à

vendredi il va à l’hôpital, parce qu’ il vomir beaucoup. Sa vie est joli et il aime sa famille et ses amis. Il est heureux. :)

 

von superman

 

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Ross Sutherland & Simone Kornappel

DO, 20.11. | Lettrétage
Vincent Message & Gerhild Steinbuch

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