Ich hatte auf neue autopoetische Funktionen von Karen Suender gewartet! Nun sind sie in herbstlich korrektem Fond erschienen und pusten zur Imitation auf: gebe ich ‘Paprika Armada’ bei google-Images ein, bahnt sich eine Flotte Papierschiffe ihre hölzerne Bahn – und spült mich doch zurück zu jenem papiernen Schiff, das sich im September im ersten Eindruck der Gedichte Prigents auf die Wasser eines tiefblauen trompe-l’œil begab.
Die papiernen Schiffe erbringen aber auch die message, dass demnächst noch Fracht aus outre-mer kommt: Die Interpretationen einiger Gedichte Prigents durch Mayra Santos-Febres (Puerto Rico) und James Noël (Haiti) werden gerade ediert!
Rike Bolte zu Übersetzung und Nachdichtung
Der Einblick in Katharina Meyers Übersetzungspraxis kommt wie gerufen! Denn bei der Auseinandersetzung mit Christian Prigent durfte ich Christian Filips Nachdichtung goutieren (Chapeau!).
Der kleine Unterschied zwischen Übersetzung und Nachdichtung?
Der Akt des Über-Setzens eines Textes vom Ufer einer Sprache zu einem anderen Sprachufer wird streng bewacht und bisweilen vom Untreueverdacht beschwert (traduction und trahision wird eine Liaison nachgesagt…).
Es handelt sich um ein Transportverfahren, dem abverlangt wird, Sprachstoff solle so präzise wie möglich ins Trockene gebracht werden. Der Fährmann oder die Fährlady der Übersetzung hat Stromschnellen und Sandbänke zu fürchten.
Nachdichtung – und die französische Übersetzung? – will nicht in erster Linie eine sichere Überfahrt garantieren, als vor allem in See stechen, den Wellengang der Zielsprache nutzen. Eine bewusst riskante Unternehmung. Aus dem Horizont strömt zwar die Ausgangssprache wie Rückenwind…das Transfergefährt aber ist aus Papier, Chapeau!
Gelingt so ein Wagnis? Wieviel Blau zum Beispiel bricht sich in den Wellen der répoetisation – getreu übergesetzt? – , die Filips von “l’âme : le bleu” angefertigt hat ?