Foto: gezett.de

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Mein Live-Blog zu Fiston Mwanza Mujila, hier nachzulesen:

| “Und dann, an ebenjenem Abend” | “Überhaupt ist die Welt” | “der Moment, in dem der Ansturm am stärksten” | “auf die treffen, die ihnen zum Opfer fielen” | “Berg ins Regal” | “zu den Räumen und den Zeiten” | “wurden und werden, und weil am Anfang” |

Auf gewisse Art war die gestrige Performance das Gegenteil (“Gegenteil”) der bisherigen der Comment-Reihe, vor allem der zweiten, von der ich in meinem Nachwort zum Abend im Nexus-Labor schrieb, dass die Erfahrung individueller wäre als sonst, da der Blick mal hier, mal da, aber selten kontrolliert in nur eine Richtung ging, da man nicht nur in einem Publikum saß, sondern auch einem gegenüber, die Wahl hatte: zwei Beamerfeeds und die Performanden in der Mitte. Hier allerdings war der Fokus einfach, gebündelt auf die Leinwand, in einem abgedunkelten Raum, per Feed aus dem Nebenraum mal Fiston Mwanza Mujila, live und ganz nah vor einer silbrig glitzernden Lamettawand, mal Aufnahmen, die recht unterschiedlich ausfielen, vom Boxkampf vor der Lesung, über Downhill Skateboarder, und ihnen immer hinterher, Tom Bresemann bei einem Statement in Form von Fragen, eine Gruppe Singender in einer Bahnhofshalle, einen leeren Schreibtisch in einem Arbeitszimmer, vorgeführte Jugendliche auf einem Sportplatz während einer Feier, deren Sinn mir unklar blieb, irgendein ein modern-archaisches Ritual vermutlich, bis hin zu etwas Küste, dunklen, vulkanischen Abhängen, aus denen es stetig qualmte, und wo diese Videos, zu denen Übersetzungen und Kommentare zu Mujilas Texten abgespielt wurden, unter anderem von Sandra Gugić und Thomas Köck (und einigen weiteren) eingesprochen, sehr disparat und unzusammenhängend hätten wirken können, war das Klangarrangement von Kurator Jörg Albrecht das nötige Bindemittel, das dies alles zu einem Gesamten machte. Das verlieh dem Abend die vielleicht nötige Stringenz.

Foto: gezett.de

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Dass Stefan Mesch, einer der Profileser des Comment, während oder kurz nach der Lesung u.a. tweetete, im sei das zu passiv, und dabei Elemente vermisste, die eine Live-Performance für gewöhnlich wohl zu einer solchen machen, “Livecharakter! Bühnen! Applaus! Performer, denen ich ins Gesicht blicken kann!”, lässt sich das durchaus nachvollziehen, wobei es mich und, so nehme ich an, einen Großteil der anderen Unbeteiligten im Publikum weniger störte. Es war Kino, aber ja, passiv.

Ich mochte Mujilas Leseweisen, die auch unterschiedlich waren, besonders die erste, die kraftvoll, anklagend, fast überwältigt klang, wie kurz vor dem Stimmversagen. Jörg Albrecht schrieb im kuratorischen Statement: “Ja. Denn er liest nicht einfach. Er singt und schreit, rappt und wütet”, und diese Energie war auch gestern zu spüren, das Drängende seiner Beobachtungen einer durchkolonialisierten Welt und ihrer Geschichte, ihrer Konsequenzen, die stete Bedrohung, nicht zu überhören, und es störte mich selten, dass ich das Französisch nicht verstand; die Übersetzungen und Kommentare fingen dies dann auf. Die Lesung gestern funktionierte.

von Richard Duraj

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