[deutsche Nachdichtung: weiter unten]

 

1. Hypothesis

 

I suggest, were we to collide,

our compounds would bond like people do.

Then, once we cut away the control,

Love (L) would be evident —

 

for I strongly believe

our diagnostics

hide this volatile, stupefying element.

 

 

2. Apparatus

 

Let us take a moon, hung low with commentary;

add our last reserves of serotonin.

Tan lines, mouthwash,

Charlie Parker, candle wax,

a bus pass, the Humber,

a few funny jpegs,

the way she lifts her leg into the waiting car, two winters,

a faded poster of Lakshmi,

a walk-on cast of thousands,

and a minimum of two strong drinks

 

(but the goggles are optional, my sweetness).

 

 

3. Diagram

 

The first draft is easy, public toilet stuff.

Arrows aimed at the obvious organs.

A quick sketch of the soul

that would make good John Venn blush.

 

Yet remember. This is not to scale.

Only functional processes and direction of data.

The flow charts stack up like decommissioned fridges,

the spaghetti programming of the heart.

 

Next the ghosts of each miscalculation,

each angle of vision, erased and redrawn,

all appear equal in your calipered eye, indelible to the whiteout of time.

 

In its final state, the vortices spiral,

the subatomic data reflecting the whole.

The heart’s fractal. The clinical vision.

The exploded body. The bloodless incision.

 

 

4. Method

 

We begin with the control data:

tick-box stimuli we know we can trust.

Food we discuss,

and the state of the pavements.

 

By 2200hrs, advanced testing:

distrust of siblings and thoughts on suicide.

Attempts are made to touch knuckles.

Jazz is activated.

 

Then, from midnight onwards,

*rogue elements* are introduced.

Crepuscular statements and scratchy pencils

float out from behind each mirror.

 

The man at the table next to us

sings ‘Yesterday’ through a laryngophone.

A baby riding a smooth black pig

crashes through the mocked-up saloon.

 

Every ten minutes I visit the bathroom and take a reading.

(Results as follows)

 

 

5. Results
The night resembles a parabola curve,

curiosity rising with the humidity.

And when the thick, blood-red line

surfaces like an insane, contaminated salmon,

it survives ten minutes,

barely,

before floating back down below the zero.

 

 

6. [Discussion]

 

A predominantly unsuccessful experiment

compared to solo results in the lab.

 

Prior research proved inadequate.

Alcohol safeguards were critically missing.

 

Lack of reaction can most probably be attributed

to persistent mispronunciation of jalapeno,

 

compounded by the glass eye

of an unconvincing waiter

 

who pushed us beyond the expected anxiety buffer-zone.

All present were in agreement

that the pig should have been introduced earlier.

 

Without doubt, the experiment works in theory,

simply failing in transition from page to appliance.

 

Thus, we conclude, for now at least:

not a great day for Love,

but not a bad day for Science.

 

© Ross Sutherland


 

Experiment zum Nachweis der Existenz der Liebe

 

1. Die Hypothese

 

Ich schlage vor, falls wir zusammenstießen,

würden unsere Verbindungen, wie Leute, einen Verband bilden.

Sodann, schnitten wir erst die Kontrolle weg,

würde Liebe (L) evident –

 

da ich fest davon überzeugt bin,

dass unsere Diagnose

dieses flüchtige, verblüffende Element birgt.

 

 

2. Apparat

 

Nehmen wir den Mond, tief gehängt qua Kommentar;

tu unsere letzten Serotoninreserven dazu.

Bräunungsstreifen, Mundwasser,

Charlie Parker, Kerzenwachs,

ein Busfahrschein, Humber,

ein paar drollige JPEGs,

so wie sie ihr Bein ins wartende Auto hebt, zwei Winter,

ein verblichenes Poster, zeigt Lakshmi,

eine Statistenrolle unter Tausenden,

eingerechnet mindestens zwei Doppelstöckige

 

(die Brille, meine Süße, ist kein Muss).

 

 

3. Schaubild

 

Der erste Entwurf ist einfach; Toilettenschmierereien.

Pfeile, die auf offensichtliche Organe gerichtet sind.

Ein schneller Aufriss der Seele,

selbst der treffliche John Vennwürde erröten

 

Merke wohl! Das hier ist keine Skala.

Nur Funktionsvorgänge und Ausrichtung von Daten.

Die Flussdiagramme stapeln sich wie ausgemusterte Kühlschränke,

das Herz mit Spaghetticode schreiben.

 

Sodann die Geister jeder Fehleinschätzung,

jeder Blickwinkel, gelöscht, neu entworfen, sie alle

erscheinen gleichwertig in deinem messgeschieberten Auge, untilgbar fürs Tippex der Zeit.

 

In ihrem Endstadium widerspiegeln die Wirbel

Spirale, die subatomaren Daten das Ganze.

Das Herzfraktal. Die klinische Sicht.

Der geborstene Leib. Der Schnitt; blutet nicht.

 

 

4. Methode

 

Wir fangen mit Kontrolldaten an:

Ankreuzkästchenstimuli sind, wie wir wissen, vertrauenswürdig.

Ernährung diskutieren wir,

und den Zustand der Bürgersteige.

 

Um 22 Uhr, fortgeschrittene Testphase:

Geschwisterargwohn und Selbstmordgedanken.

Es werden Anstalten gemacht, Knöchel zu berühren.

Jazz wird ausgelöst.

 

Dann, von Mitternacht an,

sind *rogueelements* im Spiel.

Schummrige Ansagen und kratzende Stifte

treiben hinter jedemSpiegel hervor.

 

Der Mann an unserm Nachbartisch

singt „Yesterday“ durch sein Laryngophone.

Ein Säugling reitet ein glatthäutiges schwarzes Schwein

prescht durch die Attrappe des Salons.

 

Alle zehn Minuten suche ich das Bad auf und lese ab.

(Ergebnisse folgen)

 

 

5. Ergebnisse

 

Die Nacht gleicht einer Parabelkurve,

mit der Neugier steigt die Luftfeuchte.

Und sollte die dicke, blutrote Linie

auftauchen wie ein durchgeknallter, verseuchter Salm,

wird er zehn Minuten überleben,

gerade so eben,

ehe er wieder unter die Null zurücktreibt.

 

 

6. [Diskussion]

 

Ein vorwiegend gescheitertes Experiment;

verglichen mit einzelnen Laborergebnissen

 

Voruntersuchungen erwiesen sich als unzulänglich.

Sicherheitsvorkehrungen gegen Alkohol unterblieben bedenklicher Weise.

 

Verminderter Reaktionsfähigkeit kann die anhaltend falsche

Aussprache von Jalapeno höchstwahrscheinlich zugeschrieben werden,

 

verbunden mit dem Glasauge

eines nicht überzeugenden Kellners,

 

der uns jenseits der erwarteten Angst-Pufferzone schob.

Alle Anwesenden waren einer Meinung,

dass das Schwein eher hätte ins Spiel gebracht werden sollen.

 

Zweifelsohne funktioniert das Experiment in der Theorie,

und scheitert bloß auf dem Weg zur Anwendung.

 

Infolgedessen kommen wir vorerst zur Schlussfolgerung:

Kein bedeutender Tag für die Liebe,

indes kein schlechter Tag für die Wissenschaft.

 


© Deutsche Nachdichtung: Konstantin Ames

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