[deutsche Nachdichtung: weiter unten]

 

petit lever

 

matin à la volée le mal le trop

de soleil dans le noir reclus

 

alors j’ai l’ire le henni

ssement malivole dans

l’oeil énormément

 

un coin de ciel c’est

un peu d’en-moins un clin

de zéro piqué

d’ailes acerbes

 

dehors est un brin

de paille un

saugenfétu dans une bouse par

où l’air suce la terre

 

bince brin je l’ai comme un veau

dans les trous du nez

 

ô morves ! renâclements !

la vie n’est qu’un reniflement
© Christian Prigent

 


 

frühmorgens flugs das miese das

vielzuviel sonne trübschwarz

 

und wieder gewütet das wie

wieherte wuchtete wem 

was ins auge

ein stückchen himmel

 

weniger als nichts ist

ein nichts-blick von flügeln

gespitzten gestochen

das draußen ein stroh ist

 

ein haufen ein halm

hell heufladen luft 

erde daraus

 

ein kalb ich kälbchen 

mit hellem halm in fresse drin

 

o leben! hohes schnauben!

hingerotztes

 

© Nachdichtung: Christian Filips und Aurélie Maurin

3 Kommentare

  • Denis Abrahams

    Petit lever #1

    Bin rausgefahren. Raus aus der Stadt, obwohl ich Reisen verabscheue. Dachte, das andere Licht, der aufdringliche Gestank und das Schnauben der Kälber würde etwas in meinem Kopf – wenn schon nicht gerade rücken, aber immerhin verschieben.
    Jetzt wach ich auf in diesem kleinen Zimmer, in das nicht viel mehr als das Bett passt, in das ich gestern Abend vorsichtig gekrochen bin, als wäre ich ein Eindringling. Nur halb bewusst tastend nach etwas wie einem Gefühl von Geborgenheit (vielleicht Mütterlichkeit? ich weiß es nicht; ich habe den Gedanken nicht weiter verfolgt).
    Ich merke, daß ich schweißnass bin. Durch den altmodischen Fensterladen fällt ein greller Lichtstrahl auf mein Gesicht. Pittoresk. Scheiße. Ein Stückchen Himmel. Vielzuviel Sonne.
    Aber ich bleibe ganz ruhig liegen, meine Hand findet das iPhone von allein. Kafka, denke ich. Kurzer Blick. 7:03. Grausam früh.
    Ich kann mich nicht rühren, will es auch nicht, weil jede Bewegung sich klamm anfühlt; mein Körper dreht den Empfindungsregler auf.
    Gekämpft hab ich, geflohen bin ich. Ein Wiehern, ein wuchtiger Körper, Flügel. Erbarmungslos.
    Denk an das Stroh draußen, denke ich, denk an kauende Kälbchen. Deswegen bist du doch hier, wegen Kälbchen mit großen Augen und hellen Halmen in der Fresse. Unschuld. Ihre luftigen Fladen ein Ausdruck von absolutem Eins-mit-sich-sein. O Leben, hohes Schnauben!
    Ist doch alles nur hingerotzt.
    Hölderlin, denke ich. Wohin denn ich? Und da muss ich fast lächeln.

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