Foto: (c) Sascha Kokot

Profi-Leser
Geboren 1979 in Völklingen. Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft in Greifswald und Leipzig (M.A.); Absolvent des Literaturinstituts in Leipzig. Neben Veröffentlichungen von Poesie, Prosa, Übersetzungen in Schreibheft, Neue Rundschau, Randnummer, Edit, Idiome hat Urs Engeler 2010 und 2012 Poesie, die herzallerliebste Meinungsforscher wahlweise „verschroben“ oder „dekadent“ finden, als Roughbooks verlegt. Der nächste Teil der sTiL.e-Trilogie wird 2015 bei Luxbooks publiziert. Konstantin Ames wurde für sein Schaffen mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit einem Künstlerstipendium im Centro Tedesco di Studi Veneziani und einem Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste; er ist Mitherausgeber des Magazins Karawa.net und lebt mit seiner Familie in Berlin-Kreuzberg.

 

 

Kurzinterview mit Konstantin Ames:

Was ist dein Lieblingsbuch?

Jeder Dichter – für Dichterinnen spreche ich nicht, das können die selbst – hat ein Lieblingsbuch: Ich schätze über alles „Die Galgenlieder“ von Christian Morgenstern. Sowas wird nur einmal in 500 Jahren geschrieben. Wer das Buch nicht mag, gehört zu den „wirklich praktischen Leuten“. Die Auflage von 1932 war 20.000 Exemplare stark. Die „Galgenlieder“ waren das letzte Buch des liberalen Bürgertums, als es noch existierte; als es noch mehr Leute mit Humor gab. Morgenstern hasste die bürgerliche Klasse insgesamt; dafür liebte sie ihn stürmisch und unglücklich.

 

Warum liest du?

Ich lese Bücher nicht, sie lesen mich beim Denken. Es gibt irgendwann aber einen Konflikt zwischen Lese- und Schreibzeit. Deshalb studiert der Mensch vier bis fünf Jahre. Es gab in meinem ersten Uni-Semester Germanistik in Greifswald eine Mitstudentin, die furztrocken behauptete, ein Wunderkind zu sein, sie wollte lieber nicht zu viel und nicht zu viele kanonische Texte lesen – man würde ja sonst so beeinflusst oder verunsichert, das würde den eigenen Stil verwässern. Selten so gelacht. Stile sind Stil immer vorzuziehen, und da kann Lesen schon enorm hilfreich sein. Lesen war immer schon nonkonform und die Leute, die sowas machten, wurden auf das Niveau von Tieren (Bücherwürme) gedrückt, verbrannt usw. — Eine Liebeserklärung an Bücher und Leserschaft stammt von Raymond Bradbury: “Fahrenheit 451”.

 

Was war dein erstes Wort?

Hier bin ich auf Gerüchte meiner Eltern angewiesen: L-lchhhddd. Klingt wie ein sehr deutsches Märchen. Mein erstes Wort habe ich allerdings in Saarlouis gesprochen; und dort ist einfach jedes Wort wahr, wenn auch etwas kompliziert. Licht.

 

Wenn du an Berlin denkst, denkst du an….

Denke ich daran, dass die Leute auf die Straße gingen, wenn Peter Handke den Literaturnobelpreis erhielte! Berlin riecht. Ich merke gerade, dass ich die Stadt ganz gern mag.

 

Wenn du an deine Schulzeit denkst, denkst du an …

Ich hatte in der Oberstufe – endlich! – einen guten Deutschlehrer; sehr viel Glück gehabt. Hat mit uns Morgenstern, Konkrete Poesie, DADA (statt Naturlyrik) gelesen, das hat mich zum Schreiben angestiftet und ermutigt.