Liebe SchülerInnen, liebe LehrerInnen,
wer einen Text liest, schreibt ihn zugleich auch immer in seinem Kopf neu, ergänzt, was nicht im Text steht, und stellt Fragen an den Text. Jeder Leser ist auch Autor des Textes, den er liest.
Was wäre nun, wenn man diese „eigene“ Geschichte nicht nur für sich behält, sondern ganz bewusst weiter, anders, neu erzählt? Oder den „Film im Kopf“ gleich als Film festhält? Oder seine Fragen in den Text schreibt? Oder die Musik, die zum Text passt, einspielt? Und: Was würde wohl der Autor des Textes sagen, wenn er „meine“ Version seines Textes lesen könnte?
Bei Comment geschieht genau dies: Zunächst bloggen Profileser (junge Autoren, Übersetzer, Verleger u.a.) zu kurzen Texten von vier, bislang noch nicht übersetzten fremdsprachigen Autoren.
Dann habt Ihr Schüler die Gelegenheit, den Originaltext kreativ weiter zu schreiben – und die Autoren selbst oder andere Mitschreiber kommentieren eure Texte, schreiben sie vielleicht ebenfalls weiter oder um und so fort. Ende offen!
Nach dem Blog gibt es die Chance, die Autoren an einem Nachmittag „live“ zum Gespräch zu treffen. Die besten Beiträge werden schließlich von einem Kurator ausgewählt und als Teil einer großen gemeinsamen Abendveranstaltung inszeniert.
Damit es nicht an der fremden Sprache scheitert, gibt es Hilfe:
Wichtige Erläuterungen und Vokabelhilfen zu den Texten können ebenso herunter geladen werden wie Infos zu den Autoren und Vorschläge kreativen Schreibens und Anregungen zur Diskussion mit dem Autor. Auch bei dem Treffen mit eurem Autor steht euch jemand zur Seite.
Das Ganze findet entweder auf Englisch oder Französisch statt. Nicht das sprachlich vollendete Werk zählt dabei, sondern Kreativität und Spontaneität.
Was ist ein Comment?
Unter einem Comment verstehen wir jede Art der kreativen, spontanen Auseinandersetzung mit einem der Autorentexte, in der Absicht diesen Ausgangstext „weiterzuschreiben“. Das kann ein kommentierender Text, ein Diskussionsbeitrag, ein Expertengespräch, ein Dialog, ein Monolog, ein Storyboard, ein Rollenspiel, ein Standbild, ein Videoclip, eine Vertonung, eine Hörspielszene etc. sein.
Wesentlich ist, dass der Comment kein fertiges, eigenständiges „Werk“ darstellt, sondern eine essayistische, skizzenhafte, experimentelle Äußerung ist. Er ist in der Fremdsprache zu verfassen, wird später für die Aufführung aber von uns unter Umständen übersetzt werden.
Ein Comment kann sich direkt auf den Autorentext beziehen oder auf bereits verfasste Comments. Ein Comment kann auch ein Comment über einen Comment sein: Alle geäußerten Comments stehen weiteren Comments offen. So kann etwa ein Dialog-Comment in Szene gesetzt werden oder eine Hörspielszene diskutiert werden. Auch der Autor sebst kann einen Comment zu einem Schüler-Comment hinterlassen.
Zeitplan
Mai / Juni 2014: Kuratoren und fremdsprachige Autoren werden auf dem Blog vorgestellt.
Sommer: Profileser (Schauspieler, Autoren, Verleger) kommentieren die Texte der fremdsprachigen Autoren im Internet.
Ende September bis Mitte Oktober: Das Blog: Die Schüler kommentieren die Texte der Autoren (und möglicherweise der Profileser und anderer Schüler) im Internet und werden selbst kommentiert.
Mitte Oktober bis Anfang November: Die Kuratoren wählen die besten Schülerkommentare aus und bereiten eine Abschlussperformance vor.
November: An einem Tag findet nachmittags ein Treffen zwischen Autor und Schülern in den Räumen der Lettrétage statt. Am selben Abend ist die öffentliche Abschlussperformance mit allen Beteiligten unter Leitung der Kuratoren.
Die Arbeit mit dem Projekt im Unterricht
Comment lässt sich an die in den Rahmenlehrplänen Englisch und Französisch genannten Kompetenzen und Inhalte anschließen. Aber auch unabhängig davon ist Comment als „Wettbewerb“ oder „kreative Pause“, „Projekt“ möglich. Es kann mit einzelnen Schülern eines Kurses, aber auch von einem ganzen Kurs durchgeführt werden.
Es wird kein einzelnes, sprachlich fremdsprachlich perfektes Spitzenprodukt erwartet, sondern eine Teilhabeprozess am ganzen Kunstwerk, das der Blog und die Abschlussveranstaltung sind.